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Low Bit, High Fidelity: Finest Chiptunes auf der gamescom 2015

Retrosound auf der Retrobühne.
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Auf der gamescom gab es nicht nur Spiele zu sehen, sondern auch Töne auf die Ohren. Natürlich war da das Konzert Video Games Live, bei dem Soundtracks aus bekannten Videospielen mit einem großen Orchester, Chor und untermalender Lichtshow performt wurden. Aber auch in den Entertainment-Hallen wurde auf den vielen Bühnen für Unterhaltung gesorgt. Mein Augenmerk soll in diesem Beitrag jedoch viel mehr auf den zahlreichen Live-Acts liegen, die insbesondere auf der Retro Bühne in Halle 10.2 aufgetreten sind und dort ihre Stücke zum Besten gegeben haben. Let’s make some noise…

Chiptune Musik mit dem Game Boy

Zunächst gab es elektronische Klänge aus zahlreichen Game Boys zu hören. Tronimal, bürgerlich Jörg Rittershaus aus Wuppertal, performte neue und ältere Stücke aus den Genres Electro-, Techno-, Glitch- & Break-Chiptunes. Dabei stand er täglich auf der Retro Bühne und Abends noch ein paar Stunden auf dem Messevorplatz. Hier gingen einige Besucher nach Messeschluss nochmal richtig ab. Tronimals Alben Intergalactic Nomad und Reworks. Memories in Squarewave seien an dieser Stelle allen Fans elektronischer Musik nochmal ans Herz gelegt.

 

Der GameBoy ermöglicht einem freies Arbeiten jederzeit und überall. Und er liefert einen wirklich erstaunlichen Sound. – Tronimal

Ebenfalls mit dem Game Boy bewaffnet und auf der gamescom unterwegs waren die Jungs von Melted Moon. Das Trio aus Aschaffenburg trat in Zweierbesetzung auf der Retro Bühne auf und gab sich ein Game Boy Chiptune Battle. Im Wechsel spielten die Zwei pure Game Boy Chiptune Musik, bestehend aus einem Medley, eigenen Tracks und Coverversionen bekannter Titel. Insgesamt sehr mitreißend, sodass man mit den Beats wippte. Mathias, Stefan und Fabian machen bereits seit 2006 Mucke und sind mittlerweile in der Szene bekannt, weshalb sie schon mehrfach auf der ROCCAT Bühne in gamescom Halle 8 vor großem Publikum auftraten.

Retrosound live, individuell, anders

Die Game Boy Sounds sind in der Regel in stundenlanger Kleinarbeit vorbereitet, z.B. mit dem Chiptune-Tool Little Sound DJ, und werden vor Ort von den Musikern passend abgemischt oder nur noch leicht verändert. Entgegen dazu spielten Hans Hiscore, eine Frankfurter Combo mit Matthias Orgler und Tomislav Bucalic, mittels Keytar live auf einem C64. Dies gelang durch die Kerberos MIDI Cartridge von Frank Buss, die es erst seit 2014 gibt.

Die damit erzeugten Tunes wurden dann mit dem C64-Tool Cynthcart direkt auf einem Bildschirm visualisiert und gaben dem Live-Konzert die passende Optik. Obwohl diese Form der Soundvisualisierung nicht neu ist – der russische Künstler Alexei Schulgin nutzte unter dem Künstlernamen 386DX bereits in den 90ern das Tool WIMP, um für seinen Text-to-Speech Retrosound eine individuelle Retro-Light-Show zu erzeugen – so ist diese Art der Bühnenshow äußerst faszinierend und eine gelungene Erweiterung zu dieser musikalischen Stilrichtung. Die Klänge von Hans Hiscore sind eingängig und wirken durch die Live-Performance natürlicher als die synthetischen Stimmen aus dem Sprachsynthesizer von Alexei Schulgin.

Dass die beiden Künstler Spaß beim Spielen hatten, war nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören: da die Musiker die Keytar bzw. das C64 „Brotkasten-Klavier“ live spielten, waren die Klänge lebhaft, individuell und mit persönlicher Note versehen. Die Verwendung von MIDI-Software und Synthesizern ist das Spezialgebiet des Duos und in Kombination mit der Ansteuerung von C64- und Atari ST-Soundchips eine sehr interessante Art, Chiptune Music live zu performen.

In die Tasten gehauen

Eine ganz andere Richtung schlägt die seit 2009 existierende Band Blue Metal Rose ein. Alice Schmidt & Patrick Nevian spielten vor Ort unter anderem C64 unterlegten Dark Pop. Dieser war jetzt nicht gerade mein Favorit, andere Stücke von Blue Metal Rose sind da eher mein Fall. Für Fans dieser Stilrichtung gibt’s hier das ganze Repertoire. Allerdings war es etwas ganz anderes, was von den Retrogamern heiß erwartet wurde: nämlich die Interpretation von Chris Hülsbecks Piano Collection, die Keyboarder Patrick Nevian nicht nur auf selbigem Tonträger sondern auch vor Ort spielen sollte. Chris Hülsbeck hatte diese Scheibe äußerst erfolgreich auf Kickstarter finanzieren lassen und mit Patrick Nevian seinen perfekten Pianisten gefunden. Wie es zu dieser Kooperation kam, erläutern die Macher in diesem Video. Die Umsetzung von Hülsbecks Meisterstücken wurde zudem von Sound of Games unterstützt, die das Score Book produzierten. Auf der gamescom 2015 spielte Patrick Nevian die Apidya Credits aus dem entsprechenden Sidescroller Shmup. Die Piano Collection kann kostenfrei über Spotify gestreamt oder hier gekauft werden. Empfehlenswert!

Ein ganz anderes Klaviererlebnis bot Nicolas Gasparini. Unter dem Pseudonym Myuu spielt er keine Chiptune Musik, sondern melancholischen Dark Piano Sound. Sein Name erinnert an den Dragonball Charakter, seine Haare an Manga. Seit 2006 produziert Myuu bereits kostenfreie Musik unter CC-Lizenz, insbesondere für die Creepypasta Community. Die dystopischen Piano Klänge aus den Genres Creepypasta, Horror & Orchestral Music sind leider (noch?) nicht als gamescom Mitschnitt verfügbar, dafür bietet Myuus Bandcamp Profil alle Titel zum streamen. Für ein bisschen Melancholie unbedingt reinschauen und vor allem reinhören!

Retro-Mucke ohne Ende

Wer vom richtigen Chiptune-Retrosound nicht genug bekam, konnte sich am Stand von Radio Paralax die Sounds vom SID-Spieler, bürgerlich Christian Thamerus, an speziellen Plätzen anhören. Auf C64, Amiga und VC20 spielt er seit 2013 professionelle Chiptunes. Auch beim Streaming Portal Classic Videogames LIVE! (nicht zu verwechseln mit eingangs genanntem Konzert ;-) ) gab es ohne Ende Videospielmusik auf die Ohren und 24/7 auch im online Livestream.

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