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Commodore Amiga: A Visual Commpendium

Der Commodore Amiga: Ein Museumsbesuch rund um die "Freundin".
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Wer die Rezension zum gleichnamigen Commodore 64 Artbook gelesen hat wird jetzt richtig vermuten. Es geht um ein ähnliches Buch, hier jedoch für den altehrwürdigen Commodore Amiga. Und damit für die Wundermaschine die 1985 das Licht der Welt erblickte. Als damals die ersten Screenshots in diversen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden war klar, dass ein neues Zeitalter anbricht. Die Grafiken waren fast fotorealistisch. Ja, so weit ging man damals. Und alles zu einem erschwinglichen Preis. Denn während zu dieser Zeit ein gut ausgebauter – aber spröder – IBM-PC schon mal fünfstellige Summen verschlang konnte der Amiga für rund 5000DM (inflationsbereinigt etwa 4450€) erstanden werden. Die anfängliche Problematik einer nicht genau definierten Zielgruppe wurde durch Einführung des Amiga 500 für den Heimcomputer-Markt, sowie dem Amiga 2000 für den semiprofessionellen Markt, abgesteckt. Was begeisterte denn nun?

„Only Amiga makes it possible“

Für die jüngeren Leser: Marble Madness war eines der typischen Vorzeigespiele bei Vorführungen des Amiga. Es wurde 1986 von Electronic Arts vom Arcadeautomaten auf den Amiga portiert. Und abgesehen vom Sound, war dieser Port 1:1. Man konnte ganz deutlich erahnen welche Leistungsfähigkeit der Amiga besitzt, denn damalige Arcadeautomaten und deren Technik waren explizit auf die jeweiligen Spiele abgestimmt und konnten von Heimcomputern nur sehr schwer nachgebildet werden. Der Commodore Amiga war aber zuerst einmal ein ganz normaler Computer der auch Textverarbeitung beherrschte. Und Musik. Und Grafikbearbeitung.

 

A propos Amiga-Grafik, das ist ja unser Thema hier…

Das Konterfei von Tutenchamun war wohl eines der meist gezeigten Bilder dieser Zeit auf dem Amiga, es stand für „schaut mal was ich kann“. Erstellt wurde es mit Deluxe Paint – ebenfalls entwickelt von Electronic Arts – welches quasi mit der Veröffentlichung des Amiga erschien und zum ersten Standardprogramm für die Bildbearbeitung wurde. Deluxe Paint wurde auch für Atari ST und den PC umgesetzt. Nicht wenige Werbeanzeigen für den Amiga zeigten ebenfalls den Tutenchamun als Kaufanreiz. Den Freaks jedenfalls stand der Mund offen: (M)ein Traumcomputer!

 

Deluxe Paint was my ‚go to‘ daily tool; as important as any pen I ever owned

– Jon Hare, game designer, graphic artist and founder of Sensible Software

Bei den Leistungsdaten möchte ich mich auf den Grafikbereich beschränken – und hier auf das OCS (Original Chip Set) des Ur-Amiga A1000 resp. des 1987 erschienenen und langsam den A1000 ablösenden Amiga A500 und A2000.  Spätere Amiga-Versionen (wie z.B. der Amiga 500+) hatten differierende Chipsets die u.a. auch andere Auflösungen zuließen. Die folgenden Angaben beziehen sich auf die PAL-Versionen:

  • 320*200p (32/4096 Farben)
  • 320*400p (64 Farben)
  • 640*200p (16 Farben)
  • 640*400p (16 Farben), Farbpalette 4096 (nur Amiga A1000)

Desweiteren gibt es noch den HAM-Modus (hold-and-modify) bei dem alle 4096 Farben gleichzeitig dargestellt werden können. Nun aber Schluss mit Daten & Interna, es folgt der Blick auf und in das Commodore Amiga Commpendium, welches einen Tribut an die Grafikpracht leisten möchte, die unser Amiga auf den Bildschirm zaubert!

 

Commodore Amiga: A Visual Commpendium

 

The thing that I like most about doing this kind of art on the Amiga is that it look like my work

– Andy Warhol, artist

Wer das Commpendium zum Commodore 64 oder meinen Artikel dazu hier auf Pixelnostalgie bereits gelesen hat, dem sei gesagt: Das Commpendium zum Amiga ist weitaus umfangreicher. Auf über 400(!) Seiten erstreckt sich dieses Werk und hat damit fast den doppelten Umfang. Schon aus Gewichtsgründen als Bettlektüre wahrlich ungeeignet. Zusätzlich kommt das Amiga Buch in einem hochwertigen Pappschuber, der dem C64 Artbook fehlte. Neben über 140 Amiga Spielen wird auch die Demoszene sowie die Geschichte – „The birth of the Amiga“ – beleuchtet. Dabei kommen die Entwickler natürlich ausführlich zu Wort. Ein weiteres Highlight sind die Interviews, u.a. mit Dan Malone (The Bitmap Brothers), Jim Sachs (Defender of the Crown, veröffentlicht 1986 von Cinemaware) und Andrew Morris (Super Cars und Super Cars II, veröffentlicht von Gremlin Graphics). Dieses, nebst vielen Anekdoten zu den einzelnen Spielen die von weit über 100 dafür zuständigen Grafikern, Musikern und/oder Programmierern eingestreut werden, machen dieses Werk (fast) zu einer kleinen Enzyklopädie.

Schnell wird offensichtlich, dass sich die Entwicklungsweise von Amiga Spielen stark von der auf dem Commodore 64 unterscheidet. Waren insbesondere frühe C64-Spiele oft 1-Mann-Projekte ist beim Commodore Ableger von Anfang an ein ganzes Team für die verschiedensten Aufgaben in den Entwicklerstudios zuständig. Das ist Aufgrund der großen Komplexität auch nicht zu vermeiden. Über die Jahre entstanden so eingeschworene Teams. Dem Ende des Commodore Amiga ist auch ein kleines Kapitel gewidmet, zugleich das abrupte Ende der Spieleentwicklung, resultierend in nicht veröffentlichten Spielen.

 

Zum Schluss noch ein Blick auf die Grafiken selbst bzw. deren Aufarbeitung in diesem Kompendium zur Amiga Spiele Historie. Auch hier gilt, wie schon in der vorangegangenen C64-Ausgabe, es geht nicht um das große Ganze sondern um den Blick in die Tiefe. Heißt: Man bekommt sehr gute Einsichten in das Artwork und die Technik des Pixelns. Ich habe mich öfters erwischt genauer hinzuschauen. Beim Spielen kommt man ja eher selten dazu, da hat man schließlich ganz andere Probleme…

Fazit zum Commodore Amiga Artbook

Die Macher vom Bitmapbooks Verlag lassen wirklich nichts anbrennen und setzen im Vergleich zum C64 Artbook hier noch einen drauf: Das Commpendium ist insbesondere bei den Anekdoten der Entwickler wesentlich ausführlicher was immer wieder gute Einblicke in die jeweiligen Arbeitsweisen gibt. Die Aufarbeitung der Grafiken ist ebenso tadellos. Es ist hervorragend verarbeitet und liebevoll gestaltet. Dass hier viel Herzblut drinsteckt ist wirklich nicht zu übersehen. Die gesamte Haptik lässt darauf schließen, dass man sich sehr viele Gedanken gemacht hat, um unseren Amiga zu huldigen und seine grafischen Finessen aufzuzeigen. Und da in dem Wort „Gedanken“ auch das Wort „Danke“ drinsteckt darf man ruhig mal sagen: Danke, für dieses tolle Werk!

Etwas Trivia zum Schluss

Ein kleiner, ich nenne es mal Bonus, wurde diesem Buch ebenfalls beigefügt. Wem der Name „Mitchie“ etwas sagt, der wird mit etwas Kombinationsgabe jetzt sicher schnell dahinterkommen. Im wahrsten Sinne…

Commodore Amiga Artbook und visuelles Commpendium

Bisher war dieses Artbook nur exklusiv bei funstockretro in Großbritannien erhältlich, doch wie auch beim ersten Band Commodore 64: A Visual Commpendium hat Amazon Deutschland beide Bücher mittlerweile im Bestand! Für jeden Amiga Spiele Fan auf jeden Fall ein Muss!

Quellen: Bilder entstammen dem Bitmapbooks Verlag bzw. sind eigene Aufnahmen.

7 Kommentare

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