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Geschichten aus 1001 Zockernacht

1001 Video Games You Must Play Before You Die!
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Jeder „Spieler mit Vergangenheit“ kann auf einige Klassiker zurückblicken, die er oder sie nur schwer vergessen kann. An jeder Spielerfahrung hängt eine ganz persönliche Geschichte, gute oder aber auch schlechte Erinnerungen. So hat es sich die Redaktion des britischen EDGE-Magazins, insgesamt 36 Autoren unter der Leitung von Chefredakteur Tony Mott, zur Aufgabe gemacht, die ihrer Meinung nach wichtigsten bzw. besten Spiele zusammenzutragen und in einem Gesamtwerk zu vereinen. Dieses möchte ich Euch heute vorstellen und im Gegensatz zu meiner letzten Buchvorstellung ist diese Publikation frei erhältlich und kann bei den einschlägigen Online-Händlern relativ günstig bestellt werden.

Aufbau und Qualität

Die englischsprachige, 960 Seiten starke, Blütenlese hört auf den vielversprechenden Namen „1001 Games You Must Play Before You Die“ und ist mittlerweile in der zweiten, überarbeiteten Auflage erhältlich. Diese wird nur noch als „Taschenbuch“-Ausgabe vertrieben, wobei wir besser von Softcover sprechen sollten, denn in die landläufig damit assoziierte Tasche passt dieser Schmöker eher nicht. Für den geneigten Kindle-Unterwegs-Leser böte sich leider nur die ältere 2010er Ausgabe an.

Grafisch spricht mich bereits das Frontcover an. Ziert es doch ein schickes Halo-Artwork, welches mir sogar besser gefällt als die vorherigen Pac-Man– und Space Invaders-Titelbilder der 2010er Hard- bzw. Softcover Ausgaben. Pro Buchseite findet sich in der Regel ein Spiel mit relativ kurzer Beschreibung und Screenshot der Spielegrafik wieder. Einige Games bekommen sogar eine Doppelseite spendiert, wobei hier der Bildanteil deutlich überwiegt. Zu Gunsten dieser großen und detailreichen Farbfotos erhalten manche Hits teilweise keine Screens mehr und werden inhaltlich noch kürzer abgehandelt. Das ist im ersten Moment bitter, scheint jedoch nötig, um alle Spiele in dieser Retrospektive unterzubringen. Ein alphabetisches Spieleregister rundet das Buch sauber ab. Als Bonus gibt es zudem ein Entwicklerstudio-Register, welches die rezensierten Spiele innerhalb der Studios subsumiert und ein leichtes Auffinden nach diesem Kriterium ermöglicht. Dieses Feature verleiht dem Buch einen unerwarteten Hauch von Lexikon-Qualität!

Bevor ich mich gleich dem nächsten wichtigen Part widme, den enthaltenen Spielen und deren Rezensionen, folgen ein paar visuelle Impressionen:

Inhalt – 1001 Videospiele

Auf dem Titel wird direkt das Vorwort des Simulations-Gottes Peter Molyneux (Popoulus, Theme Park, Dungeon Keeper, ) angepriesen, in dem dieser seinen interessanten Weg ins Computerspiel-Business beschreibt. Die darauffolgende Einleitung schrieb Tony Mott und thematisiert die Entstehung des Buches sowie die rasante und unvorhersehbare Entwicklung der Videospiele. Zentrales Element stellen natürlich die 1001 vorgestellten Videospiele dar, die in chronologischer Abfolge, gegliedert in fünf Kapitel respektive die fünf Dekaden von den 70ern bis zum aktuellen Jahrzehnt, vorgestellt werden. Die Schreibe ist nicht gerade einfach und setzt fortgeschrittene Englischkenntnisse voraus. Dies sehe ich als größeren Kritikpunkt, da viele andere 1001-Bücher in deutsch verfügbar sind und somit potentielle Käufer vergrault werden.

Die Spiele werden allesamt kurz und knackig eingeleitet, anschließend wird der Spielinhalt erklärt und welche Alleinstellungsmerkmale vorliegen. Abschließend resümiert der Autor mit einem kurzen Fazit und rechtfertigt die Auflistung in diesem Buch. Doch trotz der über 1000 Spiele fehlt der ein oder andere erwartete persönliche Favorit. Aus der langlebigen und erfolgreichen Fifa Reihe ist beispielsweise kein einziger Vertreter im Buch enthalten. Ebenso fehlt mir der Strategie-Knaller Jagged Alliance (2), der mit seiner Mischung aus Echtzeit und Rundenstrategie taktisch herausforderndes und extrem realistisches Gameplay bietet. Für Fans von Flugsimulationen wäre der Flight Simulator X zu erwarten gewesen, der das schwächelnde Genre seit Jahren dominiert. Dafür werden bei anderen Spielen, z.B. Call of Duty und GTA, nahezu alle Ableger als Einzelwerke aufgelistet und wertvoller Platz verschenkt. Nicht weil die Spiele nicht gut wären, sondern da ein Game, welches die gesamte Serie repräsentiert, sicher ausgereicht hätte. Bei Worms wurde dies beispielsweise so gehandhabt. Teil 1 war damals der heiße Scheiß und ist verdient im Buch vertreten, die Nachfolger mit stark verbesserter Grafik und teils weiteren Innovationen fehlen.

Positiv ist zu erwähnen, dass auch Titel die durch ihre außergewöhnlichen Eingabekonzepte brillieren, wie z.B. Guitar Hero oder Singstar, aufgenommen wurden. Bei Singstar wird zudem die mathematische Stimmenanalyse gelobt. Solche technischen Raffinessen werden teilweise erwähnt und erfreuen den informationshungrigen Leser. Überraschend fand ich, dass Nokias Snake aus dem Jahre 1997 einen Platz im Buch ergattern konnte. Und das obwohl es nicht die erste Variante der digitalen Schlangenfütterung war. Die QBasic Version Nibbles(.bas) war wesentlich früher dran und bot neben der farbigen Grafik noch zusätzlich verschiedene Levels. In unserem Fall loben die Autoren nicht etwa den zu vollführenden Daumentango, sondern lediglich die Idee des Spiels auf einem Mobiltelefon. Warum ist Pokémon für den Taschenrechner nicht vertreten??

Fazit zum Videospiel-Lexikon

Eine Zusammenstellung in diesem Umfang anzufertigen ist kein leichtes Unterfangen. Tony Mott macht dabei viel richtig aber an einigen Stellen schwächelt er. Auf der Haben-Seite steht die überwiegend geglückte Spieleauswahl, die kompetente und (für Englisch-Novizen zu) anspruchsvolle Schreibe der Redakteure sowie die passenden Screens der Games. Dass einige Spielen auf einer halben Seite abgefrühstückt werden fällt deutlich negativ auf. Gerade Tekken oder Red Dead Revolver steht mehr zu, als dass Art Style: Orbient eine Doppelseite gewidmet werden müsste. Hier fehlt ein wenig die Balance. Vermutlich soll die wechselnde Darstellung die Gesamtvisualisierung auflockern – schafft sie zwar auch – aber leider auf Kosten einiger Screenshots und schlimmer noch: auf Kosten des Inhalts. Beim Stöbern kommen dennoch viele positive Erinnerungen hoch, sodass sich unterm Strich feststellen lässt: trotz einiger Schwächen handelt es sich um eine empfehlenswerte Anthologie der vergangenen 43 Videospiel-Jahre mit Abzügen in der B-Note.

Pokal silber

Trotz kleiner Schwächen empfehlenswert: das gibt Silber!

  • Hier erhältlich
  • ISBN: 978-1844037667
  • Sprache: englisch
  • Autoren: Tony Mott & EDGE Magazin
  • Verlag: Cassell Illustrated
  • Preis: 20,95€

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