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GhostControl Inc. – Gespenstisch gute Geisterjagd oder Langeweile zum Gruseln?

Die Ghostbusters sind zurück!
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Wertung

7
7 Grafik
6 Sound
6 Story
7 Atmosphäre
7 Anspruch/Schwierigkeit
9 Gameplay

Wer liebt sie nicht? Die Ghostbusters-Filme sind für mich Kult und ein Stück Kindheit, an die ich mich gerne zurückerinnere: denkwürdige Zitate, mitreißende Mucke, der unverwechselbar eigensinnige Charme der 80s … ach ja, und nicht zu vergessen der eine oder andere frühpubertäre Hexenschuss – ausgelöst durch auf den Rücken geschnallte Staubsauger. Wer hat damals nicht davon geträumt, sich auf die Jagd nach dem Übernatürlichen zu begeben? Denn Geister, Ghouls und andere schaurige Entitäten haben natürlich schon lange darauf gewartet, von mir via Protonenstrahl in die nächstbeste silberne Blechbüchse geschossen zu werden.

Dank einer weiteren erfolgreichen Kampagne auf Kickstarter wird dieser Traum nun spielgewordene Wirklichkeit. Die Indieentwickler Bumblebee haben mit ihrem kleinen rundenbasierten Strategiespiel meine innig gehegten Wunschphantasien zum Leben erweckt: der Aufbau meiner eigenen Geisterjäger-Zentrale. Weltherrschaft, ich komme!

Schnöder Mammon – das harte Business der Geisterjäger

Natürlich sind die Anspielungen an das große Vorbild gewollt. Optisch und spielerisch lässt es sich das Spiel nicht nehmen, gewisse Querverweise einzubauen. GhostControl Inc. startet mit einem kleinen Büro in London. Noch besitzen wir nicht viel, aber es dauert nicht lang und mein digitales Konterfei schlüpft das erste Mal in einen ikonischen Overall und lädt den Protonenstrahl auf. Und wo bleibt die Geister-Action?

Das Gameplay von GhostControl Inc. lässt sich am ehesten mit Spielen wie XCOM oder Jagged Alliance vergleichen. Rundenbasierte Strategie, jedoch mit einem Schuss zusätzlicher Wirtschaftssimulation. Denn ganz so einfach ist der laufende Betrieb in meiner Zentrale der spektralen Müllentsorgung dann doch nicht zu händeln. Es will keiner hören, aber die neue Firma hat natürlich laufende monatliche Kosten, welche getilgt werden wollen. Miete und Gehälter der Mitarbeiter sind dabei nur die glitzernde Spitze des Eisbergs. Sprit- und Arztkosten sind ebenso ständiger Begleiter. Vom teuren Equipment fang ich da am besten gar nicht erst an. Bevor ich also überhaupt einen Fuß auf heimgesuchte Friedhöfe und in nicht minder gruselige Appartements – die scheinbar alle vom selben Innenausstatter eingerichtet wurden – gesetzt habe, klatscht mir das Spiel den eisig-kalten Lappen der freien Marktwirtschaft ins Gesicht. Denn Geld ist am Anfang Mangelware und natürlich essentieller Bestandteil für alle weiteren Vorhaben. Die Verbesserung der Ausrüstung, das Anheuern und Trainieren der Mitarbeiter sowie der Ausbau der Basis sind beständige Triebfedern, mit deren Hilfe die eigene Geisterjägerzentrale wächst und gedeiht.

Who you gonna call? – Oder „Wie ich lernte, die Falle zu lieben“

Um nicht schon zu Beginn in die roten Zahlen zu rutschen, sollte man also möglichst zeitnah seiner Berufung nachkommen. Wer Cash will, muss also Aufträge annehmen. So erhalten wir regelmäßig Updates und Anrufe über unser Smartphone. Nehmen wir einen Hilferuf an, wird uns das Einsatzgebiet auf der Karte markiert. Nun gilt es, mit unserem ersten Ghostbusters-Auto, einem ECTO-1 Pendant in VW-Käfer-Optik, möglichst zügig zum Ort des Spuks zu fahren. Zügig ist hierbei das Stichwort, denn andere Geisterjäger versuchen beständig, uns Aufträge abzuluchsen. Wenn man doch mal eine Mission verpasst, hält sich der Schaden allerdings in Grenzen, denn der nächste Anruf folgt bestimmt!

Am Schauplatz eingetroffen, beginnt der zweite Teil des Spiels und wir kämpfen rundenbasiert gegen eine variierende Anzahl von Geistern. Doch diese müssen zunächst im jeweiligen Gebiet, z.B. Friedhof oder Appartement, aufgespürt werden. Mithilfe von genretypischen Aktionspunkten kann der Spieler verschiedene Handlungen ausführen, beispielsweise sich fortbewegen, den Positronen-Kollidierer abfeuern oder Fallen auslegen. Auch dem An- und Ausschalten von Licht ist eine Taste zugewiesen. Wer also fesselnde Lichtschalter-Spielchen mit den Geistern treiben will, kann da gut und gerne Zeit und Nerven investieren, da die Schreckgestalten es scheinbar lieber dunkel mögen und tatsächlich das Licht in den Räumen immer wieder ausschalten.

Sind die Aktionspunkte einmal verbraucht, kommen die Geister zum Zug. Diese besitzen Energiepunkte und mit der Zeit auch dämonische Fertigkeiten, welche uns das Leben als Geisterjäger erschweren. Außerdem sind sie hartnäckig darum bemüht, das Gebiet zu verwüsten. Diesen Schaden sollte man im Auge behalten und dementsprechend zügig agieren, da sonst die Mission scheitert, wenn die Bude kurz und kahl gehauen wurde. Ist der Gegner geschwächt, kann die Falle ausgelegt werden. Dabei haben die Fallen je nach Modell nur ein begrenztes Fassungsvermögen. Ist die Map dann vom letzten Plagegeist befreit, gilt der Auftrag als abgeschlossen und wir erhalten unsere Gage. Nach getaner Arbeit sollte der Weg immer zurück ins Ghostbusters-Hauptquartier führen, da die Geisterfallen nur dort geleert werden können. Mit den gesammelten Geistern erhält man anschließend parapsychologisches Ektoplasma, welches zum Ausbau der Waffen und Fallen eingesetzt oder gegen Geld verkauft werden kann.

Professionelle paranormale Untersuchungen und Eliminierungen gefällig?

Anfangs gestalten sich die Missionen durchaus als abwechslungsreich, da man verschiedene Schauplätze zu sehen bekommt, an denen sich das Auge weiden kann. Aber schon nach kurzer Zeit sind die Orte und Gegnertypen bekannt und lassen auch die Kämpfe repetitiv wirken, denn irgendwie hat man das alles ja schon ein paarmal gesehen. Trotzdem bleiben die Kämpfe anspruchsvoll, da durch neue Ausrüstung und bessere Fähigkeiten unserer eigenen Ghostbusters-Truppe auch neue Taktiken für die Kämpfe hinzukommen. Durch drei wählbare Schwierigkeitsgrade kann man GhostConrol Inc. zusätzlich an seinen persönlichen Skill anpassen.

Und tatsächlich macht das Spiel auch ein bisschen süchtig. Hat man sich erst einmal davon anstecken lassen, die Basis und das Equipment sukzessiv zu verbessern, will man natürlich auch einen Trainingsraum für die Mitarbeiter, die neue schicke Karre, ein bonziges Hauptquartier und natürlich den ganz großen Reichtum. Ach und einen Helikopter gibt es auch noch? Schnell erwischt man sich dabei, wie man mal eben noch eine Mission annimmt, um das nächste Etappenziel vorm Schlafengehen zu erreichen. Wer eine gewisse Affinität für Rundenstrategie und Wirtschaftssimulation mitbringt, kommt hier trotz der etwas geringen Abwechslung dennoch auf seine Kosten.

Auch der Humor der Entwickler zieht sich unaufdringlich durch das Spiel. So sorgen unterhaltsame kleine Nachrichtentexte und Anrufdialoge für Auflockerung. So kann es auch mal vorkommen, dass die Macher des Spiels in der Zentrale anrufen. Jetzt aber bloß keine falsche Antwort geben!

Mehr zu sehen als Sporen, Grünspan und Schimmelpilze?

Optisch besitzt GhostControl Inc. eine wirklich schöne, detailverliebte Pixelgrafik, welche ihr aus der isometrischen Ansicht genießen könnt. Diese geht allerdings unter, wenn wieder einmal zu viele Fenster und Nachrichtenfelder aufploppen. Die etwas fummelig ausfallende Benutzerführung sorgt zusätzlich für eine optische Reizüberflutung. Wenn ich wieder einmal ungewollt zwei bis drei Fenster zu viel geöffnet habe, diese wegklicken will, just in diesem Moment ein Anruf hereinkommt und mir das Spiel im Infokasten noch meine letzte Aktion erklärt, wirkt GhostControl Inc. dezent überladen. Hier haben die Entwickler wohl ungewollt ihre Laserströme gekreuzt, denn auch die Menüs sind nicht sonderlich hübsch anzuschauen. Dieses Grau in Grau lässt die totgeglaubte Windows-95-Zeit aufleben und wirkt leicht uninspiriert, wo doch der Rest des Spiels so viel Charme versprüht.

Die Soundkulisse bietet einige nette Tracks, welche schön verspielt klingen und an das Theme von Ghostbusters denken lassen. Allerdings ist die Anzahl der Stücke begrenzt und man hat sich schnell sattgehört. Richtig nervig wird es zwar nie, ein bisschen mehr Abwechslung, vor allem in den verschiedenen Schauplätzen, wäre allerdings wünschenswert.

Wo sich die Geister allerdings tatsächlich scheiden, ist bei der Sprachausgabe. Zwar gibt es diese sowohl in Englisch, als auch in Deutsch, jedoch sind nur sehr wenige Sätze eingesprochen. Vor allem in der deutschen Version wirken diese weder so, als wären sie von professionellen Sprechern vertont, noch glaubt man so recht, was man da hört. Es kommen regelmäßig Sprüche wie „Volle Holle, alles unter Kontrolle“ oder „Komm in die Grube, Luise“. Wirkt zwar im gewissen Maße cheesy und das erste Mal kann es einem vielleicht auch einen kurzen Lacher entlocken, aber es bleibt eben auch irgendwie deplatziert und will nicht so recht ins Bild passen. Hier empfehle ich die englische Sprachausgabe, da sich diese einfach besser in das Spiel einfügt.

Mein Fazit zu GhostControl Inc.

Ich bin der Ansicht mit GhostControl Inc. macht ihr einen guten Fang, sofern ihr die Thematik und das Genre mögt. Hier und da hätte das Spiel durchaus noch etwas Feinschliff vertragen können, aber das schadet dem reinen Spielspaß nicht. Ich hatte sehr viel Freude am Aufbau meiner Geisterjäger-Agentur und in Anbetracht dessen, dass das durch Kickstarter geförderte Spiel mit vergleichsweise geringen finanziellen Mitteln und einem kleinen Team realisiert werden konnte, verzeiht man auch den einen oder anderen Lapsus im Spieldesign. Ob es allerdings den Vollpreis lohnt, muss jeder für sich entscheiden. Ich gehe inzwischen wieder auf Geisterjagd in diesem gespenstisch guten Indiegame!

Für rund 14 Euro könnt ihr euch das Spiel auf Steam sowie im Humble Store kaufen.

Quellen: Alle Angaben und Screenshots entstammen der Spielwebseite von Bumblebee sowie eigenen Aufnahmen aus dem Spiel selbst. Die Gif-Animationen entstammen der Seite giphy.com.

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