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Der unverwechselbare Sound des Commodore 64

Aus dem Jugendzimmer in die Kulturgeschichte.
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Bist Du auch mit dem Commodore 64 aufgewachsen, dem Volkscomputer mit schier unvorstellbaren Verkaufszahlen? Dann kannst Du sicher auch noch so manchen Videospiel-Gassenhauer mitsummen, wie die Ohrwürmer aus The Great Giana Sisters oder Commando. Heute haben viele dieser Tunes geradezu Kultcharakter. Und ihre Sounds sind unzweifelhaft und klar einer Epoche zuzuordnen.

Retro-Sounds, eine Hommage an die Commodore-Generation

Ich persönlich zocke heute noch immer Games auf meinem Commodore 64, und es gibt mir ein wohliges Gefühl von Erinnerung und Nostalgie. Dabei haben ihre über dreißig Jahre alten Songs mit dem ganz eigenen Klang überhaupt nichts von ihrem Spirit eingebüßt.

Ganz im Gegenteil, in vielen modernen Popsongs höre ich als Musiker immer wieder diesen unverkennbaren Commodore-Sound heraus. In Linkin Parks The Catalyst oder Nelly Furtados Do It kommen sogar nahezu unbearbeitete C64-Sounds vor.

Der kulturelle Wert des Commodore-Sounds

Doch warum ist das eigentlich so? Ist dieser piepsige Sound aus den Kindertagen der Heimcomputer nicht längst überholt? Hat nicht jedes Toys’r’us-Keyboard heutzutage eine bessere Klangsynthese?

Wahrscheinlich schon, aber im Gegensatz zum Keyboard aus dem Spielzeugladen haben die synthetischen Sounds, die der Commodore produziert, einen echten kulturellen Wert. Denn er ist eben fest in einer Kulturepoche verortet. Er ist der Ausdruck einer jungen Generation für die der Computer noch ein revolutionäres Abenteuer bedeutete, um sich auch nicht zuletzt von der Elterngeneration abzuheben.

In Medien gelten Zitate als beliebtes Stilmittel, um auf historische Ereignisse zu verweisen und somit Aussagen oder Emotionen entweder zu treffen bzw. zu schaffen, zu verstärken oder zu karikieren. Demnach gilt dies auch für die Musik, gleichwohl ob es sich dabei um Popular- oder Independent-Musik handelt. Sounds werden und wurden immer wieder kopiert oder eben zitiert. Dabei geht es aus Sicht des Konsumenten neben persönlichen Vorlieben sicherlich auch um Identitätsfindung, also eben auch um die eigene gesellschaftlich-kulturelle Einordnung.

Retro-Jünger tanzen zu Commodore-Beats und Chiptune-Sounds

In diesem Zusammenhang ist auch die weltweit sehr aktive und äußerst quirlige Demo-Szene zu betrachten. Hier schaffen Künstler auf dem limitierten Commodore-Rechnern aufwendige optische sowie akustische Meisterwerke, die dann auf Demo-Partys gefeiert werden. Und so tanzen dreidimensionale geometrische Formen im Takt wummernder Chiptunes über die Leinwand. Geeks, Nerds und Ewig-Gestrige greifen hier zum gleichen Joystick, prahlen mit ihren Highscores und diskutieren im Commodore-Fachchinesisch.

Stay a while, stay forever!

Ich persönlich höre immer wieder gerne frische Remixe alter Chiptune-Titel. Wenn es euch auch so geht oder ihr etwas Neues entdecken möchtet, dann kann ich euch die Plattform Remix64 empfehlen. Hier könnt ihr Mixe von kultigen, in die heutige Zeit transportierte Videospielesongs hören. Wer es etwas brachialer mag, sollte sich unbedingt die schwedische Metal-Band Machinae Supremacy anhören. Treibende Gitarrenriffs und zackige Sägezahnsounds geben sich hier den Notenschlüssel in die Hand.

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3 Kommentare

  • […] Und so liegt es nahe, dass sowohl Live- als auch Studio-Musiker immer wieder gerne den unverwechselbaren 8-Bit-Sound für ihre Songs […]

  • Tyrex sagt:

    Sehr schöner Text! Ich habe eine etwas andere Sicht auf den C64-Sound, die ich hier mal in den Ring werfen möchte. Für mich ist das kein „8-Bit-Sound“, sondern einfach der Klang eines recht eigenständigen, 3-fach polyfonen halbanalogen Synthesizers. Was es auch technisch ist. Der SID-Soundchip des 64ers wurde von Synthesizer-Entwickler Bob Yannes erdacht. Käufer eines C64 sollten nämlich so die Möglichkeit bekommen, mit vergleichsweise sehr kleinem Budget Musik zu machen. Der 64er war von Anfang an also auch ein Musikinstrument, ein Synthesizer. Der Sound des C64 ist deshalb deutlich anders und sehr viel breitgefächerter, als der aller anderen 8-Bit-Computer und -Konsolen, die überwiegend einen simplen PSG-Chip intus hatten (Master System, Game Boy, NES etc.). Studio-Musiker nutzen den C64-Soundchip heute in eigenen Synthesizer-Modulen (Sidstation, TherapSID, SammichSID etc.), richtig. Oder sie schließen den C64 an. Aber nicht nur für Nostalgie-Referenzen, sondern eben auch als vollwertiges Synth-Instrument mit eigenständigem Klang im gesamten Studio- und Live-Mix.

    • Danke Tyrex für Deinen Kommentar! Deine Perspektive auf den Chip, die technischen Details und die von Dir beschriebene Intention der Entwickler haben meine Sicht auf das Thema noch erweitert. Sehr spannend ist auch eine Recherche zu den von Dir benannten Synth-Modulen und herauszufinden welche Musiker noch alles diesen Klang in Ihren Titeln untergebracht haben.

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