Wer als Retroliebhaber an Punch Club interessiert ist, sollte dank der vielen Spiel- und Filmreferenzen auf seine Kosten kommen. Bereits die Vorgeschichte verbindet klassische Elemente wie z.B. den kampferfahrenen, weisen Vater, der vor den eigenen Augen von Fremden ermordet wird. Von diesem Zeitpunkt an wird die Rache zum eigenen Lebensziel. Bekanntermaßen ist aber der Weg das eigentliche Ziel und das richtige Zeitmanagement bezüglich Job, Training und eigener Freizeit sowie die richtige Strategie im Training wie auch Kampf können diesen ebnen oder erschweren.
Cowabunga!
Was zuerst als Hobby begann wurde zur Vollzeitarbeit. 2010 stellten zwei Freunde in Russland unter dem Namen Game Jam Studio ein kleines Indie-Entwicklerstudio auf die Beine. 2015 kam es dann zur Namensänderung in Lazy Bear Games. Die Idee zum Spiel konnte schnell aus den Kindheitserinnerungen damaliger Filme und Spiele entwickelt werden. Kaum einer wüsste nichts mit den Teenage Mutant Ninja Turtles, Street Fighter, Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger anzufangen. Referenzen diesbezüglich können in Punch Club zu Genüge gefunden werden. Einen weiteren Faktor spielte die Liebe zu Strategie- und Simulatonsspielen, wodurch die Kombination von Managament-Sim in Verbindung mit dem Kampfspielsystem letztendlich entsprang. Zusätzlich zu den Entwicklern sollte der 2011 gegründete Indie-Publisher tinyBuild erwähnt werden, der neben dem Vertrieb von Punch Club auch für die Veröffentlichung von No Time To Explain und Party Hard zuständig war.
Retro oder nicht Retro, das ist hier wohl die Frage
Direkt beim Start des Spiels fällt eine interessante Einstellungsmöglichkeit ins Auge, die wiederum Retroliebhaber ansprechen soll. Es kann hierbei eine Auswahl zwischen der normalen und der Retro-Grafik getroffen werden. Eine schöne Idee, wenn der zuständige Filter nicht eher in Richtung „überstrahlt verschwommen“ gehen würde. Es lässt die Frage aufkommen, was genau die Entwickler unter Retro verstehen, da die normale Pixelgrafik auch ganz ohne Pseudo-Scanlines bereits einem detaillierten Retro-Look entspricht.
Die Musik schafft noch mehr Bezug zu den Kindheitserinnerungen und lässt an die guten alten Super Nintendo Zeiten mit Street Fighter oder Battletoads denken. Leider wurde hier aber bei der Auswahl etwas nachlässig gearbeitet, denn eine große Abwechslung oder Anpassung an die jeweiligen Orte und Szenen gibt es nicht. Es ist nun nicht sonderlich störend, hätte aber das Spielerlebnis besser abgerundet.
Die erste Regel des Punch Club lautet: Ihr verliert kein Wort über den Punch Club!
Wie bereits zu Beginn erwähnt, beginnt das Spiel mit der Ermordung des Vaters. Aktiv beginnt man mit dem Spiel als Erwachsener und bekommt bestimmte Ziele und Aufträge im Verlauf der Geschichte. Eine Story ist grob gesehen also vorhanden, steht aber nicht wirklich im Vordergrund. Vielmehr ist sie eher Mittel zum Zweck, um irgendeine Art von Fortschritt hervorzurufen und dem Spiel einen groben Handlungsrahmen zu geben. Die Entwickler haben dabei den Fehler begangen, sich vermehrt auf den teils zusammenhanglosen Einbau von Referenzen zu alten Filmen, Spielen usw. zu konzentrieren als auf eigenständige und neue Storyelemente zu setzen. Statt sich lächelnd an die jeweiligen Filme oder Spiele aus der Kindheit und Jugend zurück zu erinnern, wie beispielsweise bei Ghost Control Inc. zu sehen, rollt man aufgrund veralteter, übernutzter Phrasen und Szenen nur die Augen. Die Story wirkt wie ein lose zusammen getackerter Rahmen, dessen Wegfall nicht sonderlich viel ändern würde.
Die Simulation erscheint hingegen viel durchdachter und detaillierter. So können Aktivitäten über das Anklicken bestimmter Gegenstände aktiviert werden, z.B. die Matte zum Trainieren, die Couch zum Schlafen usw. – alles im üblichen und bekannten Rahmen. Will man von Ort zu Ort reisen, wird entweder Zeit verbraucht (zu Fuß) oder Geld (Busfahrt). Weiterhin kann auf dem Weg ein Überfall stattfinden, vorausgesetzt man trägt eine bestimmte Menge Geld mit sich. Erfreulicherweise gibt es fast immer mehrere Optionen zur Auswahl, auch bei Gesprächen. In einer Kampfsituation ist das meist Konfrontation oder Flucht. Eine Statusleiste gibt zusätzlich Auskunft über folgende vier Zustände:
- Gesundheit: Verlust durch Kämpfe, erhöht sich durch Ernährung
- Essen: Verlust durch Training/Kämpfe/Job, erhöht sich durch Ernährung
- Stimmung: Verlust durch Training/Kämpfe/Job, erhöht sich durch Freizeitaktivität oder Level-Up im Skill
- Energie: Verlust durch Training/Kämpfe/Job, erhöht sich durch bestimmtes Essen oder Schlaf
Drei weitere Blöcke zeigen den derzeitigen Stand in der Stärke, Geschicklichkeit und Ausdauer an. Man kann daran auch erkennen, wie lange es noch bis zum nächsten Level-Up dauern wird. Letztlich sind in der Kampfanzeige nur die Energie und die Gesundheit angegeben. Die Energie ist hierbei relevant, weil jede genutzte Fertigkeit eine bestimmte Energie benötigt und man bei null Energie einen Knock Out erleidet und die jeweilige Kampfrunde zu Gunsten des anderen beendet wird.
Wie sieht es nun mit dem Skillen und den Kämpfen aus? Wie ist das eigentliche Gameplay?
- Training: Man kann seine Werte steigern, indem man trainiert. Entweder zuhause auf der Matte bzw. später an den eigenen Geräten oder im Fitnessclub gegen einen Entgelt. Aber Achtung: am Ende jedes Tages fallen die Werte um eine bestimmte Anzahl, ungeachtet der Aktivitäten.
- Kämpfe: Es gibt Straßenkämpfe (z.B. Überfälle), Liga- oder Trainingskämpfe und illegale Kämpfe. Alle können dabei helfen, Skillpunkte zu erlangen bzw. aufzusteigen und ermöglichen wiederum das Freischalten weiterer Fertigkeiten.
- Kampfsystem: Man kann vor jeder Runde seine begrenzte Auswahl an Fertigkeiten festlegen und hat diesbezüglich sogar die Angaben der gegnerischen Fertigkeiten. Im Kampf selbst hat man jedoch keine aktive Rolle.
Der Guide zum Champion: Schritt für Schritt nach oben!
Der Weg ganz nach oben ist hart und steinig. Nur mit viel Disziplin und Köpfchen kann der Sprung an die Spitze gelingen. Dabei sollte man auf das richtige Training achten, seinen Tagesablauf gut planen und in den Kämpfen mit der richtigen Taktik agieren. Um euch die Sache etwas einfacher zu machen, gibt es hier ein paar Punch Club Profi Tipps:
Tipps zum Training
Das Geheimnis, um die Attribute stetig zu verbessern, ist ein gut geplanter Tagesablauf. Denn nur wenn es gelingt zu trainieren, nebenbei Geld zu verdienen und zu schlafen ist es möglich alles aus dem Charakter herauszuholen. Die folgenden Tipps und Tricks zum Training können dabei helfen.
- Das Training ist der Weg zum Erfolg, daher sollte man immer gut ausgeruht sein, um länger zu trainieren. Ist es nicht möglich lang genug zu schlafen können Energydrinks benutzt werden.
- Optimalerweise sollten nur 2 Attribute gleichzeitig trainiert werden. Die besten Kombinationen sind entweder Geschick und Ausdauer oder Stärke und Ausdauer.
- Erhöht werden die Attribute durch das trainieren an entsprechenden Geräten. Jedes Gerät trainiert andere Attribute, daher sollte vorher gecheckt werden, welche das sind, um keine wertvolle Zeit zu verschwenden.
- Am oberen Bildschirmrand zeigen bunte Kugeln wie effektiv das Training ist. Sind die Kugeln nicht mehr vollständig, ist es ratsam das Trainingsgerät zu wechseln.
- Anfangs ist es nicht nötig eigene Geräte zu kaufen, denn diese kosten viel Geld. Besser ist es im Gym zu trainieren.
Tipps zum Tagesablauf
- Hat man weniger als 150 Dollar bei sich, kann man nicht ausgeraubt werden.
- Befinden sich weniger als 10 Dollar im Geldbeutel, erhält man kostenloses Essen von Mick.
- Ein gutes Nahrungsmittel ist Fleisch, da man für 20 Dollar 40 Hungerpunkte auffüllen kann.
- Ebenfalls geeignet ist Pizza, da diese auch eine ganze Menge Gesundheit ausgleicht.
- Mit der Gedächtnisfähigkeit kann man ein gewünschtes Attribut bis zu einem bestimmten Level sichern. Hilfreich dafür sind die Tränke vom Magier, die ein Attribut viermal steigern können. Ist das geschafft kann dieser Wert dauerhaft mit der Gedächtnisfähigkeit gehalten werden und so Trainingseinheiten einsparen.
Tipps zum Kampf
Besonders zu Beginn sind die Kämpfe alles andere als einfach. Doch um es bis nach ganz oben zu schaffen ist es unumgänglich teilzunehmen, denn nur durch zahlreiche Kämpfe erhält man die Gelegenheit am ultimativen Tournament teilzunehmen.
- Die Zeit vergeht wie im Flug, doch während man isst und kämpft steht die Zeit aber Still. Es ist also nicht nötig sich zu beeilen und vorschnelle Entscheidungen zu treffen.
- Achte vor einem Kampf auf die Gesundheitsanzeige, denn diese entspricht dann den HP im Kampf. Werden am selben Tag noch andere Kämpfe ausgetragen, dann starten diese nicht wieder bei voller Gesundheit, man sollte also darauf achten nicht zu oft am gleichen Tag in den Ring zu steigen.
- Durch Kämpfe erhältst du Punkte, die dann in Talente investiert werden. Um möglichst viele Talente ausbauen zu können, solltest du so viele Kämpfe wie möglich austragen.
- Ein Kampf sollte im Besten Fall so früh wie möglich an einem Tag ausgetragen werden, denn zum Ende des Tages sinken deine Attribute und schwächen dich.
Die Fundorte aller Blumen in Punch Club
Insgesamt gilt es 6 Blumen zu finden. Hat man das erfolgreich geschafft, löst man das Event „Verliebt“ aus, wodurch man 4 Tage lang starke Boni erhält.
- Die erste Blume befindet sich im Garten der beiden Geschwistern Adrian und Roy. Ein Pfeil zeigt euch wie sie aussieht, hier ist es eine violette Pflanze.
- Die nächste Blume befindet sich in Micks Büro und steht direkt hinter ihm.
- Eine weitere befindet sich in deinem Haus auf der Küchentheke.
- Die vierte Blume befindet sich im Café zwischen den Kühlschränken und den beiden Männern oben links.
- Auch im verlassenen Lagerhaus, gleich rechts vom Eingang, liegt die nächste.
- Die letzte Blume ist in der Bar. Rede mit Tyler, um an einem Street Fight teilzunehmen, die Blume findest du auf der Mülltonne links vom Eingang. Tipp: Klicke nochmals auf die Mülltonne für ein weiteres, verstecktes Item.
Die Punch Club „Dark Fist“ Expansion
Mit seinem kostenlosen Update schafft der Hersteller eine dreistündige Nebenstory, die ab Spieltag sechs im Aktenkoffer zu finden ist. Als maskierte Faust der Dunkelheit kämpft man im Schutz der Nacht gegen das Verbrechen. Auch hier ist Rache der eigentliche Antrieb. Dafür wird sich der klassischen Selbstjustiz der 80er bedient, wie man sie aus einschlägigen Actionfilmen aus jener Zeit kennt. Neben der etwas erweiterten Story gibt es auch eine ganze Reihe an neuen Features:
- Hardcore Mode: Gegner können ab jetzt in den Levelstufen aufsteigen.
- Twitch Integration: Twitch-Zuschauern ist es ab sofort möglich während der Kämpfe Wetten abzuschließen und die mit etwas Glück erzielten Gewinne in ihrem TinyRewards-Programm auszugeben.
- Cloud Saves: Spielstände können zwischen mobilen Endgeräten und dem Desktop-PC in beide Richtungen ausgetauscht und fortgeführt werden.
- Neue Sprachen: Nun kann auch auf Chinesisch, Japanisch und Italienisch gepuncht werden.
Der folgende Teaser kann weiteren Einblick in das kostenlose Addon geben:
Fazit: Erfolg ist nicht etwas, das einfach passiert – Erfolg wird erlernt, Erfolg wird trainiert!
Punch Club ist von der Idee her wirklich sehr interessant und eher selten gesehen, auch wenn die Simulation im Indie-Genre nichts neues ist. Das Spiel ist hinsichtlich der Strategie sehr detailreich und weist z.B. messbare Daten für die wählbaren Skills und bewusst vorhandene Vor- und Nachteile in der der Gewichtung zwischen Stärke, Ausdauer und Geschicklichkeit sowie der Kampfstrategie auf. Die Vorauswahl der Strategie vor jeder Kampfrunde kann einen Kampf entscheidend beeinflussen und ermöglicht eine strategische Anpassung an die jeweilige Situation.
Leider gibt es aber auch viele schlecht durchdachte Elemente, die das Spiel unnötig erschweren, in die Länge ziehen oder in Monotonie verharren lassen. Dazu gehört die schwach zusammenhängende Story, der tägliche Verlust einer bestimmten Menge an hart erarbeiteten Punkten in Stärke, Geschicklichkeit und Ausdauer, die fehlende Einflussnahme im Kampf selbst (starre Zuschauerrolle, die gerade anfangs sehr langweilig und unnötig ist) sowie die fehlende bzw. zu spät erfolgende Instruktion in das Spiel-, Kampf- und Trainingssystem. Besonders letzterer Kritikpunkt ist etwas unverständlich. So bekommt man eine Anleitung wie man am besten skillen und trainieren sollte erst mehrere virtuelle Tage nach Spielbeginn, mitunter nach dem ersten Liga-Kampf – ein Zeitpunkt, an dem es bereits keinen großen Nutzen mehr haben könnte.
Das Spiel Punch Club ist seit dem 8. Januar 2016 auf Steam, Humble und bei den Retrogamern von Gog.com wie auch für mobile Android– und iOS-Geräte erhältlich. Es hat ein sehr interessantes Spielkonzept und hinsichtlich der Strategiegestaltung ein relativ gutes System. Es kann aber gerade anfangs zu Frustrationen und geringem Interesse führen, wenn man viel Wert auf eine gute inhaltliche Basis und Anleitung legt.
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