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Und dann kam Tetris…

Wie Atari und Nintendo um Tetris kämpften.
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Der Sommer geht gerade in seine heiße Phase über und an guter Strandlektüre sollte es auch Gamern nicht mangeln. Wie praktisch, dass Christian Gehlen mit seinem Buch Und dann kam Tetris etwas für Retro-Fans und Videospiel-Interessierte verfasst hat, was auch zu unterhalten vermag. Auf knackigen 160 Seiten wird die Videospielgeschichte überraschend kurzweilig und mit allerlei Anekdoten erzählt. Es wird ein lebhaftes Bild einer Epoche gezeichnet, in der jede neue Idee die Welt der Videospiele revolutionierte. Als die Münzboxen von Pong-Automaten noch überquellten, ein Klempner das Licht der Welt erblickte und Tetris durch simple Freude am Spiel Klassenfeinde einte. Wem das zu pathetisch ist, kann ganz beruhigt sein. Auch für die Schattenseiten der Branche findet sich genügend Platz. Pleiten, Pannen, Rechtsstreitigkeiten und große Lizenzkriege vermitteln den Eindruck einer gespaltenen Industrie, die zwischen Kunst und Kommerz hin und her gerissen ist.

Vom rasanten Aufstieg und Fall eines einstigen Giganten: Atari

Das Buch beginnt mit der Geschichte von Atari. Das mag nach dem Buchtitel etwas irritieren, hat aber durchaus seine Berechtigung. Denn wenn man vom Aufstieg Nintendos erzählen will, darf man nicht außer Acht lassen, wer ihnen diesen Weg zunächst bereitete. Von Nolan Bushnell gegründet, war es die Firma Atari, die das Videospiel salonfähig gemacht hat. Ataris Automaten waren der Renner und Pong sowie Space Invaders wurden als Arcadespiele über Nacht zu Kassenschlagern. Durch Erfolg und Gewinne beflügelt, wollten sie die Videospiele auch in die Wohnzimmer bringen. Mit erschwinglichen Heimkonsolen sollte jeder Haushalt ausgestattet werden und den Umsatz sollten dann die teuren Spielmodule generieren. Kein schlechter Plan, kennt man doch das Konzept auch heute noch – und hier folgt ein „alltagsnahes“ Beispiel – von Rasierern und Klingen. ;-)

Kann funktionieren, sollte es aber für Atari nicht. Zumindest nicht auf Dauer. Die Ambitionen zerschellten an der Realität. Denn die überteuren Spiele verkaufen sich nur, wenn sie auch etwas taugen. Gerade die späteren Spiele von Atari waren entweder vom Spielprinzip her ausgelutscht oder technisch katastrophal umgesetzt. Durch Fehlkalkulationen kam es sogar zu der Skurrilität, das massenhaft überzählige Cartridges von Rohrkrepierern wie beispielsweise E.T. im September 1983 in einer Deponie in Alamogordo/Mexiko verscharrt und 30 Jahre später durch die treuen Fans wieder ausgegraben wurden. Atari war am Boden und – wie Christian Gehlen folgerichtig feststellt – die Videospielindustrie Anfang der 80er in den USA quasi tot. Da kommt Nintendo auf den Plan und wir dem Titel des Buches Und dann kam Tetris ein Stück näher.

Nintendo steckt sie alle in die Tasche

Der Hauptteil des Buches befasst sich dann tatsächlich mit der Geschichte von Nintendo und wie die japanischen Spieleentwickler in Amerika Fuß gefasst haben. Der damalige Chef von Nintendo, Hiroshi Yamauchi, schickte dafür seinen Schwiegersohn Minoru Arakawa in die USA. Dieser sollte die Tochtergesellschaft Nintendo of America hochziehen und die Marke etablieren und bekannt machen. Dies gelang schlussendlich durch Hitspiele wie Donkey Kong und Super Mario Brothers. Zeitgleich lag der Markt für Heimkonsolen brach. Nintendo nutzte seine Chance und schaffte mit dem Nintendo Entertainment System (NES) den Sprung in die Wohnzimmer und mit seinen Spielhelden in die Herzen der Gamer.

Dann war es Zeit für den Game Boy. Nintendo wollte die Videospiele sprichwörtlich in jedermanns Tasche stecken. Doch dies konnte nur mit einem Spiel gelingen, welches die Leute begeistert und fesselt, wie es einst Pong vermochte. Na, wer errät, welches Spiel das geschafft hat? Ok, zu simpel, und dann kam Tetris eben und schreibt als meistverkauftes Videospiel aller Zeiten Geschichte. Diese sollte heute zur Bettlektüre eines jeden Gamers gehören. Der Lizenzkrieg von ungeahnter Größe, in dem auch Atari Games eine Rolle spielte, bildet das Kernstück des Buches und liest sich wie ein Krimi – selbst wenn man den Ausgang eigentlich kennt.

Mein Fazit zu „Und dann kam Tetris“

Das Buch bietet kurzweilige Unterhaltung und einen guten Überblick über die Anfänge der Videospielindustrie. Leider wirkt gerade das titelgebende Kapitel zu Tetris ein wenig überladen. Der Kampf um die allseits begehrte Tetris-Lizenz liest sich teils verwirrend und wird dann vor allem für unkundige Leser mit all den Namen und Daten etwas unübersichtlich. Ein paar Grafiken oder ähnliches wären überlegenswert gewesen. Vielleicht ja in der nächsten Auflage? Nichtsdestotrotz bietet das Buch einen guten Einstieg in die Videospielgeschichte und bereitet das teilweise trockene Thema sehr gut auf. Und auch für eine Fortsetzung ist noch genügend Stoff vorhanden!

Ich persönlich kann euch das Buch Und dann kam Tetris wärmstens empfehlen. Man lernt in jedem Fall etwas dazu und die kurzweiligen Geschichten rund um die Branche und ihre Entstehungsgeschichte verkürzen so manche Bahnfahrt. Und dann kam Tetris ist im Mai 2016 beim CSW-Verlag erschienen. Für etwa 10€ könnt ihr euch das Taschenbuch in gedruckter Fassung zulegen. Wer den Schmöker lieber digital zur Hand haben möchte, kommt schon mit rund 6€ zu seinem ebook-Lesevergnügen.

Alle Details zum Buch:

  • Autor: Christian Gehlen, freier Journalist und seit 2005 bei den snesfreaks
  • Titel: Und dann kam Tetris: Wie Nintendo innerhalb eines Jahrzehnts den Videospielmarkt eroberte
  • Thema: Geschichte eines Kultspiels
  • TB, 160 Seiten, Preis: 9,99€
  • CSW-Verlag
  • ISBN-13: 978-3941287747
  • Umfangreiche Leseprobe

Und dann kam Tetris

Während die Spieler vergnügt Pixelreihen auflösen, spielt sich im Hintergrund ein Krimi ab. Christian Gehlen beschreibt spannend die Geschichte und den Krieg um eines der wohl bekanntesten Videospiele aller Zeiten: Tetris!

Quellen: Alle Angaben entstammen dem Originalbuch, welches vom Autor zur Verfügung gestellt wurde. Bei Fotos handelt es sich um eigene Aufnahmen.

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