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Die Jagd nach dem heiligen gamescom Gral geht weiter – Tag 2: Triple A & Nostalgie

72 Stunden auf der größten Spielemesse der Welt.
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Die gamescom präsentiert natürlich nicht nur eine florierende Indie Branche – siehe Teil 1 meiner gamescom Story – sondern auch das Neueste vom Neuesten, die Big Budget Bahnbrecher. Und die sind für mich natürlich auch interessant! Heute werde ich wieder neue Titel spielen, dann auf eine Zeitreise in den Retrobereich aufbrechen und natürlich auch immer ein Auge nach ein bisschen gutem Indiestoff offen halten.

Zweiklassengesellschaft

Schon als ich morgens ankomme und an der unendlich lang scheinenden Schlange vor dem Seiteneingang vorbeigehe, wird mir klar: Heute sind sie da. Die Entertainment Besucher, das normale Volk sozusagen. Mein Business Class Status steigt mir für einen Moment zu Kopf und ich ärgere mich, dass es heute wohl richtig voll und schwitzig wird. Aber dann erinnere ich mich, dass ich bisher selbst zu den Entertainment-Besuchern gehört habe und heimlich vor Neid auf die privilegierten Business Besucher grün geworden bin.

Mein erstes Mal (als Medienvertreter vor Ort)

Klar wird man als Medienbesucher von den Publishern mit Essen und Trinken versorgt und man kann sich auf echte Sitzmöbel niederlassen. Das ist auf der gamescom wirklich ein besonderer Luxus. In der Entertainment Area, also alle Hallen in den man als Normalsterblicher sein darf, sind alle Sitzmöglichkeiten härter umkämpft als Wasserlöcher in der Savanne Afrikas.

Wasser ist auch ein wunder Punkt für Entertainment Besucher, denn ein stilles Wasser kostet 3,50€, mancherorts sogar 4€. Wenn man das Geld dafür locker machen kann, dann muss man sich aber immer noch zu den Getränkeständen durchschlagen und oftmals auch nochmal lange anstehen. Das kommt einem aber sicherlich kurz vor, im Vergleich dazu, wie lange man anstehen müsste, um die neuesten Spiele anzuzocken.

In der Menge höre ich Gerüchte, dass man für das neue Final Fantasy 6 Stunden anstehen muss. Keine Ahnung, ob das so stimmt, man kann Gerüchten, die man aus versehen auf der Straße aufschnappt, immer nur bedingt trauen. Aber völlig unrealistisch ist es nicht. Business Besucher müssen hingegen nirgendwo wirklich anstehen. Manchmal muss man ein paar Minuten warten, dann aber mit einer eisgekühlten Cola, und man muss erst recht nicht stehen, sondern kann auf ausgefallenen, farblich an den Publisher angepassten Sitzmöbeln Platz nehmen.

Mein gamescom-Streifzug führt mich ins alte Japan

Sekiro: Shadows Die Twice ist ein Spiel, dass ich persönlich sehnsüchtig erwarte. Vor der gamescom habe ich gehofft und gezittert, fieberhaft meinen Twitter Feed aktualisiert und alle Register gezogen, auf der Pirsch nach Informationen, ob ich es auf der Messe anspielen kann. Kurz vor der gamescom erhielt ich die frohe Botschaft, dass es spielbar sein wird und mein Jubel fiel nicht zu knapp aus.

Als ich darauf warte, in den abgeschotteten Messeraum hereingebeten zu werden, bin ich so aufgeregt, dass ich schreien könnte. Sekiro ist das neue Spiel von From Software, den Entwicklern von Dark Souls und Bloodborne und mein großer Hoffnungsträger für 2019.

Sekiro spielt in Sengoku-Japan, im späten 16. Jahrhundert, und verspricht eine ganz neue Kampfmechanik, tiefverzweigte Storyline und atemberaubende Bosskämpfe. Der Spieler nimmt die Rolle des ‚einarmigen Wolf‘ ein, den mit seinen unvergleichbaren Ninjafähigkeiten nicht einmal der Tod aufhalten kann.

Gamescom 2018 Sekiro Ninja 2

Bei so einer Beschreibung habe ich natürlich immense Hoffnungen, aber auch weiche Knie, dass meine soliden Dark-Souls-Fähigkeiten dem bekannten rücksichtslosen Schwierigkeitsgrad von From-Software-Titeln trotzdem nicht gerecht werden. Aber ich will es unbedingt spielen und bin bereit, mich dafür vor den Activision Mitarbeitern und meinen Mittestern zu blamieren.

Die Zeit mit Sekiro vergeht wie im Flug und ich komme sehr zufrieden aus der Testkammer. All meine Hoffnungen und Erwartungen wurden gnadenlos übertroffen. Das Spiel behält die beliebten Grundaspekte der Souls-Spiele, erweitert diese aber durch Stealth-Episoden und einen Grappling Hook, mit dem das Spiel eine beeindruckende Leichtigkeit vermittelt und sich wahnsinnig vertikal anfühlt.

Von Pommes und Siebenjährigen – Gedanken in der Mittagspause

Zappelig vor Freude und Aufregung, dass ich das Spiel spielen konnte, setze ich mich bequem in die Sonne. Ich weiß, ich hatte Glück und wurde nicht enttäuscht. Das ist auf der gamescom leider nicht immer so, nicht alle neuen Titel schaffen es, dem Hype um sie herum gerecht zu werden und gerade, wenn man stundenlang für ein Spiel angestanden hat, ist die Enttäuschung sicherlich groß, wenn das Spiel dann doch nicht so performt, wie man sich das vielleicht gewünscht hat. Ich frage mich: Sind dann eigentlich die Entwickler schuld, oder man selbst, für seine unrealistischen Erwartungen?

Nach dem ich mit meinen tiefschürfenden, philosophischen Fachsimpeleien fertig bin, fällt mir auf, dass ich mal was essen sollte und ich denke mir, so eine kleine 5€ Portion Pommes wäre jetzt genau das Richtige. Da wird mir aber leider ein Strich durch die Rechnung gemacht, bereits mittags musste die Security einige Gänge absperren, weil es einfach zu voll geworden ist und zu viele Menschen an einem Ort zusammengequetscht waren, das ist gefährlich. Jetzt sind wir alle gleich, Fachbesucher im Anzug und Siebenjährige, die unbedingt zum Fortnite-Stand wollen.

Activision weckt nostalgische Gefühle in mir

Später am Tag ist es dann Zeit für ein Spiel, dass für mich persönlich Nostalgie pur vermittelt. Spyro – The Reignited Trilogy ist eine remastered Version von den alten Spyro-Spielen auf der PS One. Spyro: Year of the Dragon ist jenes Videospiel, an das ich mich erinnern kann, es als allererstes jemals gespielt zu haben. Doch meine Nostalgiegefühle wirken hier genau wie ein übertriebener Hype: Es ist ein Erwartungsbeschleuniger. Daher muss ich Fassung bewahren und werde ich das Spiel durch die Augen eines Skeptikers betrachten. Wenn es nicht das gleiche Gefühl wie damals vermittelt, dann bin ich enttäuscht, sage ich mir selbst, während ich (selbstverständlich im Sitzen und nicht länger als 10 Minuten) darauf warte, erneut in die heiligen Hallen von Activision hineingebeten zu werden, um Spyro – The Reignited Trilogy zu spielen.

Und auch hier werde ich nicht enttäuscht. Spyro – The Reignited Trilogy ist selbstverständlich grafisch an die heutige Zeit angepasst und fühlt sich insgesamt griffiger an, als die alte PS One Version, in der jede Oberfläche irgendwie wie Küchenfliesen aussah.

Beim Charakterdesign strahlt die Remastered-Version besonders: Alle NPCs und auch Spyro selbst sehen wunderbar knuddelig, aber immer noch authentisch aus. Das Leveldesign ist genau dasselbe geblieben, also profitiere ich von meiner Muskelerinnerung und der kleine lila Drache hüpft mit einer wunderbaren Leichtigkeit durch das Level Sunny Villa aus Spyro: Year of the Dragon.

Die kleine vierjährige Clara in mir ist zufrieden. Wieder in der Gegenwart angekommen kann mein zwanzig Jahre älteres Ich wieder einmal völlig zufriedengestellt den Testbereich verlassen. Und mit diesem Glücksgefühl mache mich hochmotiviert auf zu einem neuen Nostalgie-Abenteuer, diesmal im Retrobereich.

Space Invaders Retro Area

Im Retrobereich ist die Zeit alles andere als stehengeblieben

Als ich den Retrobereich betrete, schallt mir sofort eine bekannte Melodie entgegen: Der Tetris Theme Song. Beeindruckt begutachte ich die riesigen Automaten aus dem Flipper- und Arcademuseum Seligenstadt auf denen Groß und Klein Space Invaders oder sogar Pong spielen.

Aber nicht nur diese Klassiker sind vertreten. Als ich eine Vitrine inspiziere, erzählt mir ein freundlicher Aussteller, dass alles darin aktuelle Spiele sind, die er mit seinem Team entwickelt hat. Dass Retro eine niemals versiegende Quelle von wunderbar simplistischen aber grandiosen Spielen ist, fasziniert mich sehr.

Durch die Bemühungen und Ideen dieser begeisterten Hobbyentwickler können auch heutzutage noch Kinder mit den alten Heimcomputern sowie neuen Spielen für Amiga, ATARI oder den klassischen Nintendo- und SEGA-Konsolen aufwachsen. Ich schmunzele, als ich ein aufgeregtes kleines Mädchen sehe, das seinen Vater am Ärmel zieht, weil sie unbedingt ein altes Sonic Spiel ausprobieren möchte.

Im Retrobereich ist die Zeit alles andere als stehen geblieben. Sie läuft unermüdlich weiter und auch hier wird von moderner Technologie profitiert – aber es ist noch da, das Retrofeeling. Vor allem bei Factor 5 herrscht ein Mordsgetümmel: Vor Ort ist nicht nur der gefeierte Komponist Chris Hülsbeck sondern auch gut 30 Leute, die unbedingt Turrican spielen wollen und sich die Vitrinen ansehen.

Und für euch habe ich natürlich auch etwas mitgebracht: Ein paar Goodies, die ihr auf unserer Facebook Seite gewinnen könnt.

Turrican Goodies von Factor 5

Auf der Jagd nach dem heiligen Gral – Morgen gehts weiter!

Auf meinem Heimweg denke ich über meine zahlreichen Eindrücke nach. Es hat sich viel geändert in den letzten Jahren, ob es besser oder schlechter wird, kann man schwer sagen. Alles ist einfach anders.

Aber bevor ich wieder in tiefsinnige Gedanken abdrifte, freue ich mich lieber auf meinen vollen Terminkalender morgen, denn ich bin noch nicht fertig mit der gamescom! Ich bin bereit, euch von Tag 3 meiner Suche zu berichten und mich weiter durch den Dschungel der Spieleindustrie zu schlagen, um ihn zu finden, den heiligen gamescom Gral.

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