Museum? Das ist doch langweilig!
Kennt ihr noch die Tage in denen man von seiner Lehrerin in ein Museum geschleppt wurde, um sich Gemälde und sonstige geschichtliche Überbleibsel anzuschauen? Ich selbst fand es ja immer spannend, aber meine Klassenkameraden waren da anderer Meinung. Sie langweilten sich, gähnten und konnten es kaum erwarten endlich den Ausgang zu sehen. Dieses Phänomen mag zwar für gewöhnliche Museen gelten, jedoch nicht beim Computerspielemuseum Berlin! Aus neugier habe ich ihm einen Besuch abgestattet und werde Euch berichten inwieweit es sich wirklich um ein Museum handelt, schließlich las ich bereits auf dem Flyer, dass dies das Berliner Zuhause meiner geliebten Spielgefährten Mario, Yoshi, Link und Pikachu sein soll. Na dann: auf zur Home Party!
Wie das Computerspielmuseum Berlin unser digitales Kulturgut aufbewahrt
Zunächst einmal: ja es ist wirklich ein Museum! Man läuft herum, betrachtet die Exponate und kann auf den Tafeln Infos dazu lesen. Aber der Reihe nach: ich trat in das Museum ein und zu meiner Freude begrüßte mich ein überdimensionaler Link. Er wurde wohl beauftragt Türsteher zu spielen, um die Unwürdigen, die es wagen ihn Zelda zu nennen, gleich wieder rauszuwerfen! Nachdem ich dieses erste Quest erfolgreich gelöst hatte, begab ich mich wie Link in The Legend of Zelda: Ocarina of Time tiefer in die Berliner Zitadelle der Zeit, um mein Bewusstsein in eine andere Zeit zu versetzen.
Mit großen Erwartungen ging ich in den folgenden Raum, der jedoch wirklich einem Museum glich. Zunächst war ich doch ein wenig enttäuscht: wo waren denn die tollen Gastgeber Mario & Co. abgeblieben? Man versprach mir auf dem Flyer Interaktivität und Spaß. Stattdessen bekam ich bloß einen großen Saal mit vielen Bildern und daneben der passende Text dazu. Nach meinem Seufzer drehte ich dann doch meine Runde, schließlich hatte ich gutes Geld für die Eintrittskarte bezahlt.
Zurück in die Retrozeit gebeamt
Ich muss wirklich zugeben, ich habe zu früh geurteilt! Als ich weiter ging musste ich feststellen: in diesem Museum wird die Geschichte der Videospiele sehr wohl lebendig dargestellt! Was nicht fehlen darf ist das mystische Nimrod, das erste Videospiel überhaupt. Weiterhin wird die Evolution der Spielkonsolen gezeigt. Nahezu jede Konsole, die jemals auf den Markt kam, wird hier in einem Zeitstrahl ausgestellt. René Meyer wäre neidisch, wenn er alle diese Konsolen sehen könnte! ;-)
Aber auch alte, noch spielbare, Münzautomaten findet man im integrierten Arcade Center. Es können Retro-Klassiker wie Space Invaders, PacMan und Frogger gespielt werden. Ich habe mich an diesen Spielautomaten köstlich amüsiert und hätte in den 70er und 80er Jahren wohl mein ganzes Taschengeld da rein geworfen. Witzig war auch der Riesenjoystick: kaum zu glauben wie zweideutig das jetzt klingt, aber das Ding hat es echt drauf! Man muss zuerst die Plattform besteigen, erst dann kann man mit dem Knüppel spielen. Alles andere als ein Spaziergang! Wem dies dann doch irgendwann zu eintönig wird, der kann sich körperlich ein wenig mehr betätigen und seine Tanz Skills bei Dance Dance Revolution unter Beweis stellen. Mario habe ich übrigens auch noch getroffen, während mein Begleiter seine Zeit mit Crash Bandicoot verbrachte.
Natürlich haben wir uns nicht nur amüsiert und stundenlang alle Spiele durchgezockt, sondern uns auch weitergebildet. So lernte ich z.B. die Painstation kennen – eine Art Folter-Pong mit Schmerzfeedback. Interessant war auch die Übersicht, wie viele Videospiele in den einzelnen Ländern hergestellt wurden und wie sich die Umsätze der Videospiel Branche mit die Zeit veränderten. Überwältigend war jedoch das Textadventure Zork. Zork ist das erste epische Abenteuerspiel von 1977. Man sieht nichts außer Buchstaben Text in dem die Handlung beschrieben wird. Das befeuerte mein Kopfkino und ließ mich nicht mehr los. Es war genial, ich könnte womöglich Stunden darüber reden. Ich habe gefühlte 10 Stunden an diesem Bildschirm gehangen und kann Sheldon Coopers Aussage endlich verstehen:
It rans on the worlds most powerful graphics chip: imagination!
Während meines Besuchs merkte ich, dass dieses Museum nicht einfach nur eine Spielwiese für Game-Nostalgiker sein will, sondern die Geschichte der Computerspiele archivieren und für die Nachwelt konservieren möchte. Damit wir diese tollen Klassiker in Zukunft noch genießen oder überhaupt erst kennen lernen können. Nachdem mein Kumpel mich dann endlich von Zork weg zerrte und ich ihn vernichtend bei Pong geschlagen habe, machten wir uns langsam auf den Heimweg. Wir hatten beide einen super Nachmittag im Museum verbracht und hinterließen einen kleinen Yoshi im Gästebuch.
Falls ihr demnächst die Hauptstadt besucht oder gar hier wohnt, schaut doch mal im Computerspielemuseum Berlin vorbei! Wer weiß, vielleicht findet ihr mich ja am PacMan Automaten und sagt ‚mal Hallo :-)
Anfahrt, Öffnungszeiten und Preise findet ihr auf computerspielemuseum.de sowie auf der facebook Seite vom Computerspielemuseum Berlin.
Liebe Grüße
Jun
[…] im September in den Niederlanden nachholen oder darauf hoffen, dass sie noch einmal in Berlin im Computerspielemuseum Halt […]
[…] z.B. mit Petro Tyschtschenko oder Shahzad Sahaib vom Retroguru Projekt. Auch die Archivare vom Computerspielemuseum Berlin kamen in Vorträgen zu Wort und erklärten die Schwierigkeiten der digitalen Spiele-Konservierung. […]
[…] Berlin, über das wir bereits berichteten, sei euch ans Arcadeherz […]